Evgenia Rubinova, Klavier

Sonntag 22. Oktober 2017
20:00, Mozart Saal
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Evgenia Rubinova Klavier

Beethoven/Liszt 6 Geistige Lieder von GellertLudwig van Beethoven 6 Bagatellen op. 126Ludwig van Beethoven 6 Variierte Themen op. 105Ludwig van Beethoven 12 Variationen über einen Russischen Tanz aus Wranitsky's Ballett "Das Waldmädchen" WoO 71 Beethoven/Liszt An die ferne Geliebte Beethoven/Liszt Capriccion alla Turca (über Themen aus Beethovens "Die Ruinen von Athen")

Beethovens versteckte Schätze - Destillate sondergleichen

Fast nie stehen sie auf dem Konzertprogramm: Beethovens variierte Themen op. 105 aus dem Jahr 1819 verdienen, entdeckt zu werden. Die Themen aus Volksliedern wirken – auch in Beethovens Satz – fast archaisch, durch ihren bodenständigen, ja teils groben Charakter und durch ihre ungewohnte Harmonik. Die Variationen führen zu komplexen Abstraktionen. Mit einfacher Tanzmusik haben diese Werke nichts mehr zu tun. Sie sind „musikalische Vergeistigungen, Destillate sondergleichen.“ (Jürgen Uhde) Die Werke sind radikal in ihrer Wildheit wie auch in ihrer Differenziertheit.

Selten sind auch die anderen Werke des Abends zu hören: Die ursprünglichen Gellert-Lieder entstanden zwischen 1798 und 1802. Sie geben den religiösen Textvorlagen eine eindringliche, oft geradezu expressive musikalische Gestalt, die auch in Liszts Transkriptionen bei aller Virtousität bewahrt wird. Im Jahre 1796 schrieb Beethoven seine Variationenreihe WoO 71. Dem damals sehr erfolgreichen Ballett „Das Waldmädchen“ von Paul Wranitzky entnahm Beethoven das Thema. Es handelt sich um eine Variante eines russischen Tanzes, der später durch Glinkas Kamarinskaya bekannt wurde. Ein Spätwerk sind dagegen die Bagatellen op. 126. Sie bilden einen in sich schlüssigen Zyklus von miteinander verbundenen Charakterstücken, reif im Ausdruck und experimentell in der Form. Sie stammen aus dem Jahr 1824 und sind Beethovens letztes Klavierwerk. In der letzten Bagatelle, zugleich seinem allerletzten Klavierwerk, lässt Beethoven ein Motiv erklingen, das Beethoven in mehreren Werken verwendete und möglicherweise auf Josephine von Brunsvik hindeutet, zu deren Vornamen es metrisch paßt. Das Josephine-Motiv findet sich auch in dem Liederkreis "Die ferne Geliebte" - war Josephine von Brunsvik die ferne, die unsterbliche Geliebte? Beethovens Liederkreis ist vielleicht das erste bedeutende Werk der musikalischen Romantik, nicht nur wegen seiner sehnsuchtsvollen Stimmung, sondern auch wegen der Verbindungen der Lieder untereinander. Einen ganz anderen Beethoven zeigt sein türkischer Marsch, den er für Variationen op. 76 und die Schauspielmusik "Ruinen von Athen" verwendete und den Liszt zur Grundlage für ein virtuouses Capriccio wählte.

Veranstaltungsdauer: 2 Std. inkl. Pause